Wie oft habe ich versucht zu erklären warum ich zum "Pferdemädchen" geworden bin und wie oft haben mich große fragende Augen daraufhin angestarrt. Es ist nicht einfach nur reiten. Es steckt viel mehr Arbeit dahinter als man denkt, viel mehr Verpflichtung. Ich habe viele Abstriche gemacht, wenn es für andere im Sommer hieß "es geht ins Schwimmbad" ging es für mich in den Stall. Generell war ich die ersten Jahre mehr im Stall als Zuhause und als ich älter wurde drehte sich mein Leben nicht um Partys, sondern um eine möglichst gute Organisation um Schule und Reiten unter einen Hut zu bekommen. Mit 6 Jahren begann mein Weg in die Welt des Pferdesports. Von Jahr zu Jahr wurde ich besser, ehrgeiziger und leider oftmals auch unfair. In der Regel liegen Fehler nie beim Pferd, nie! Wenn etwas nicht so recht klappen will muss ich bei mir suchen und auf eine andere Art und Weise probieren es meinem Partner zu erklären. Mit 13 oder 14 habe ich noch nicht so gedacht. Ich habe nicht richtig kommuniziert und gestraft, wo es unangebracht war. Heute ist das anders. Ich nehme mir die Zeit die mein Pferd braucht. Wie oft durfte ich mir anhören "so wie du deine Pferde arbeitest kann man die nicht nachreiten" oder "du musst auch mal zupacken, von lieb und nett kommen keine Erfolge". Klar kommt man nicht so schnell zu seinem Ziel, weil es eben Rückschritte gibt und Verständigungsprobleme. Dennoch sind meine Tiere mit der Zeit besser und feiner geworden. Das Ziel der Dressur ist es, eins zu werden, miteinander zu tanzen, mit so einer Leichtigkeit, dass ein Außenstehender die Hilfen nicht sieht. Das ist unglaublich viel Arbeit und kostet Nerven, aber es zahlt sich aus. Mittlerweile ist es egal ob ich Netti mit Kandarre und Sattel oder ohne Sattel und nur mit Trense reite, ich kann jede Lektion abfragen.
Er hört so gut zu, dass er selbst von Kindern zu Händeln wäre und das sollte meiner Meinung nach im Fokus stehen.
In unserem jetzigen Heimatstall habe ich noch so ein "Pferdemädchen" kennengelernt.
Alex arbeitet seit vielen Jahren mit ihrem Haflinger Charly und seit nicht ganz so langer Zeit auch mit einem Minishetti namens Rudi. Der Umgang mir ihren Tieren macht sie zu etwas besonderem in der Reiterwelt. Sie straft nicht, sondern hört zu was die Tiere zu erzählen haben und das ist viel zu selten geworden. Vor ein paar Wochen unterhielten wir uns darüber, dass es wichtig wäre die Menschen zum Umdenken zu bewegen, dazu, dem Pferd zuzuhören und es zu fördern, anstelle es zu brechen. Vielleicht schaffen wir es als gutes Vorbild voran zu gehen und wenn nur einige wenige zum Nachdenken angeregt werden und vielleicht sogar etwas an ihrem Verhalten ändern, besteht die Chance, eine Reiterwelt zu schaffen, die mehr fühlt als straft.
Liebste Grüße eure Vivi