Ja, die Überschrift ist mit Sicherheit etwas verwirrend, aber sie entspricht einfach der Wahrheit. Seit meinem 6. Lebensjahr bin ich begeisterte Reiterin. Es gab sogar eine Zeit, da konnte ich mir nichts anderes für meine Zukunft vorstellen, als mein Leben den Pferden, ihrer Ausbildung und dem Verstehen ihres Wesens zu widmen. Über diesen Punkt bin ich hinweg, von diesen schönen Tieren los bin ich noch immer nicht. Ich darf zwei von ihnen „mein“ nennen, wobei das so eigentlich nicht stimmt. Pferde sind niemandes Eigentum. Sie sind eigene Charaktere, freidenkend & -handelnd. Niemand sollte sich anmaßen, über sie zu bestimmen, sie zu einem Verhalten zu zwingen, welches nicht natürlich ist. Ich habe Jahre gebraucht, um das zu verstehen. Ich war ehrgeizig, sehr ehrgeizig, ungeduldig und rückblickend betrachtet eindeutig zu oft unfair. Mein „Opi“ musste diese Phase noch miterleben. Ich bekam ihn zu meinem 15. Geburtstag. Weiß bandagiert stand mein Champ auf der Wiese, ich glaube diesen Moment werde ich nie vergessen. Damals war er grade 10 und bildschön.
Bildschön ist er natürlich noch immer, aber mittlerweile fehlt es ihm an den damals noch reichlich vorhandenen Muskeln. Ein Jahr lang hat es gedauert, bis er mich erzogen hatte. Ja, ihr lest richtig, er hat mich erzogen, nicht andersherum. Ein Jahr lang habe ich ihn nicht verstanden. Wir haben einfach nicht die gleiche Sprache gesprochen. Von wie vielen Turnieren wir ohne Schleife und mit schlechter Wertung kamen, kann ich gar nicht sagen. Wie viele bissige Kommentare und Lästereien es gab, von wegen wir würden nie zusammenfinden, auch nicht. Letztendlich haben wir alle vom Gegenteil überzeugt. Es hat einfach Klick gemacht, ich habe meine Art und Weise überdacht und überarbeitet und plötzlich klappte es. Wir gewannen die ersten Schleifen, wir wurden ein Team, eine Einheit. Aus dem Pferd was ich niemals vernünftig würde reiten können war ein Partner geworden, der mir stets die Treue hielt.
2008 vertraten wir sogar das Rheinland. Niemand hätte geglaubt, dass wir jemals so gut zusammenfinden würden. Er war und ist mein Engel auf vier Beinen. Leider wurde er krank und musste operiert werden. Er erholte sich nie vollständig davon. Drei Jahre versuchten wir ihm zu helfen. Er bekam die nötige Zeit, wurde immer und immer wieder antrainiert um dann schlussendlich doch nie wieder voll belastbar zu werden. Kurz bevor ich mich entschied, ihm ein glückliches Rentnerleben auf der Wiese zu ermöglichen, wurde dies nochmals unterstrichen. Amarige, so heißt mein „Opi“, lief steif. Wir riefen eine Osteopathin. Was diese mir nach der Behandlung sagte, treibt mir noch heute Tränen in die Augen. Sie fragte damals, ob ich ihn noch geritten sei. Ich antwortete mit „Ja“. Daraufhin sagte sie mir, dass mein Pferd starke Schmerzen gehabt habe. Sie erklärte mir, dass andere Pferde mit diesem Befund sich nicht mehr bewegt hätten und er das alles nur mir zur Liebe gemacht habe. Ich war baff! Auch unser Tierarzt bestätigte, dass ich ihn nie mehr im Sport würde reiten können. Meine Entscheidung stand fest und nach der Suche nach einem angemessenen Rentnerstall zog mein bester in sein neues Zuhause um. Dort lebt er bald schon drei Jahre in einer Herde und galoppiert ohne Schmerzen über die Wiese.
Soviel zu meinem Champ. Es gibt aber, wie oben bereits erwähnt, noch einen weiteren Krümel. Zanetti, so heißt das Monsterchen, gehört jetzt seit etwas über vier Jahren zur Familie. Dieses Jahr ist er 10 geworden. Ihm kam all das, was mein „Opi“ mir mühsam beibringen musste zu Gute. Anfangs hatte der gute fast gar kein Selbstbewusstsein. Er war angespannt und unsicher. Sprüche wie „Den würde ich nicht mal dann nehmen, wenn du mir den schenkst!“ waren nicht selten. Die Anfangszeit war nicht ganz leicht, aber ich habe stets an ihn geglaubt. Mittlerweile ist er ein „Verlass-Pferd“ geworden, zumindest im heimischen Stall. Auf Turnieren tut er sich bis heute schwer. An vergangene Erfolge konnten wir nie anknüpfen, ABER: er ist noch jung und irgendwie ist da doch noch ein Funken Hoffnung in mir, dass er auch auf Turnieren mit und für mich kämpft und mich nicht mehr hängen lässt.
So, nun habt ihr eine kurze Zusammenfassung über die Zwei. Ich halte euch auf dem laufenden.
Weiterhin viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße Vivi